Es gibt Möglichkeiten zuhauf, sich mit seiner Berufswahl unglücklich zu machen. Sein Brot als Entwickler von Geschirrspülmaschinen zu verdienen, gehört dazu.

Stabiler Metallkasten, ein paar Knöpfe und diverse Kabel, dazu eine elektrische Steuerung, die alles managt; Tür davor, Wasser marsch – „Wo ist das Problem?“, mag sich der ahnungslose Küchennutzer fragen. So schwierig kann die maschinelle Geschirrreinigung gar nicht sein, schließlich kriegt man die Geräte doch ständig für lau mit beim Küchenkauf – das gaukeln zumindest viele Möbelhausprospekte vor.

Prinzipiell ist die Entwicklung von Geschirrspülautomaten tatsächlich keine unüberwindbare Aufgabe. Delikat wird die Angelegenheit, weil Dinge gleichzeitig realisiert werden wollen, die sich im Grunde spinnefeind sind. Dafür braucht es starke Nerven. Es reicht schließlich nicht, dass Teller, Gläser, Töpfe und Besteck sauber und trocken werden, nein, der Reinigungs- und Trocknungsprozess darf möglichst wenig Strom und Wasser verbrauchen.

Und schnell gehen soll es. Doch kaum ist der Energieverbrauch eindrucksvoll gesenkt, dass sich selbst Öko-Tester vor lauter Verzückung die Handflächen wund klatschten, hapert es mit dem Reinigungsergebnis, weil schlicht zu wenig Wasser im Umlauf ist. Also mehr Wasser, damit auch das letzte Eigelb ausgespielt hat. Aber nicht allzu viel – schließlich will jeder Milliliter Flüssigkeit erhitzt werden. Und das kostet. Erst Strom, dann Geld. Der Eintrag auf dem Energielabel verliert schnell an Glanz.

Auf der anderen Seite: Wenig Wasser gleich mehr Zeit, denn das vorhandene Nass muss wieder und immer wieder ans Mobiliar geschleudert werden, damit alles funkelt wie neu. Hier lauert das nächste Dilemma: Zeit ist knapp in diesen Tagen, und nichts stürzt ein modernes Hausgerät zuverlässiger in eine Identitätskrise, als der Makel, zu langsam zu sein. „Pfui, pfui, pfui“, wähnt man Mikrowelle, Dampfbackofen und Supergefrierfunktion des Kühlautomaten tuscheln.

Fassen wir zusammen: Ein moderner Geschirrspülautomat soll Geschirr, Besteck, Töpfe, Pfannen, Tupperware und edles Glas zuverlässig reinigen und trocken – und das am besten alles gleichzeitig und möglichst fix. Das ist seine Kernkompetenz.

Doch das genügt nicht: Zu hören sein darf das Gerät kaum, gerade so, dass man weiß, dass es noch funktioniert. Eine offene Wohnküche mag weder sonores Rauschen noch ständige Pumpgeräusche. Dafür hat man das Aquarium.

Kosten darf dies alles so gut wie gar nichts. Weder bei der Anschaffung, noch bei den variablen Verbrauchskosten. Sparfüchse wachen unerbittlich über die drittletzte kWh-Ziffer nach dem Komma.

Etwas vergessen? Sorry: Diese technisierte eierlegende Wollmilchsau muss innen wie außen chic aussehen, variabel und auf mehreren Ebenen zu bestücken und vielfältig erhältlich sein: als freistehendes Einzelgerät, für den Unterbau und als vollintegrierbares Modell. Neben der 60-cm-Standardbreite kann ein schmales 45-cm-Modell für kleine Küchen nicht schaden, und auch eine 90er-XL-Lifestyle-Version fürs Premium macht sich gut im Sortiment.

Damit wären die wichtigsten Anforderungen genannt. Auf länderspezifische Details (die Franzosen schätzen es besonders leise, die Spanier wegen der Trockenheit und des wenigen Regens besonders sparsam im Wasserverbrauch) verzichten wir an dieser Stelle aus Platzgründen.

Dass all dies auf möglichst einen einzigen Knopfdruck hin ablaufen muss, versteht sich von selbst. So schwierig kann das ja nun wirklich nicht sein.

Liebe Entwickler von Geschirrspülautomaten aller Markenhersteller: Ihr habt meine uneingeschränkte Hochachtung. Dass eure Geräte im Vergleich zu 1988 nur noch 6 bis 10 Liter Wasser statt 30 Liter pro Spülgang verbrauchen und damit deutlich weniger Strom benötigen: euer Verdienst. Dass die Spüler dabei weniger Krach machen als ein Computerlüfter: ihr habt es hingekriegt. Und dass sie im Fall der Fälle mit einigen Tropfen Wasser und Flüssigspülmittel mehr alles ganz besonders schnell wieder sauber kriegen und damit die Party retten: euer Tüftlergeschick.

Liebe Geschirrspülmaschinen-Entwickler: Ihr habt es geschafft, dass niemand mehr beim Beladen einen Bandscheibenvorfall riskiert und dass die eingesetzte Reinigungschemie auf ein Minimum reduziert werden kann. Die Geschirrreinigung in der Maschine spart im Gegensatz zum Handabwasch auf die Jahre gerechnet mehrere hundert Euro. Euer Tusch. Schnell Ordnung geschaffen in der Küche ist außerdem. Doppeltusch.

In Deutschland verzichten immer noch 40% aller Haushalte auf eure Dienste. Nehmt es bitte nicht persönlich und entwickelt weiter.

Und dass Geschirrspüler als kostenfreie Zugabe beim Küchenkauf verramscht werden? Achtet nicht drauf – diese Anbieter meinen es bestimmt nicht so – vielleicht wissen sie gar nicht, dass es euch gibt.

Dirk Biermann